LKW-ARTEN UND ANHÄNGER: WELCHE VARIANTEN GIBT ES?

Der Lastkraftwagen, kurz LKW, ist eines der wichtigsten Nutzfahrzeuge im Güterverkehr. Es gibt ihn in unterschiedlichen Varianten, die teilweise sehr detailliert an spezielle Transportaufgaben angepasst sind. Zudem werden im alltäglichen Güterverkehr je nach Einsatzzweck verschiedene Kombinationen aus LKW und Anhänger verwendet. Erfahren Sie hier,

An dieser Stelle haben wir alle Informationen rund um die unterschiedlichen Varianten von LKW gesammelt. Welche Vorschriften gelten für die einzelnen Arten? Warum bildet der Gigaliner eine Ausnahme? Und wie unterscheiden sich hiesige LKW von ihren internationalen Gegenstücken?

WELCHE ARTEN VON LKW GIBT ES?

Es gibt viele Variationen des LKW, die alle auf dem Grundaufbau eines Lastkraftwagens oder Sattelzugs bestehen. Der typische Lastkraftwagen ist ein Fahrzeug, bei dem hinter der Fahrerkabine ein Aufbau für den Gütertransport befestigt ist. Optional kann er mit einem Anhänger zum Lastzug kombiniert werden.

Eine der häufigsten LKW-Arten ist der Sattelzug oder Sattelschlepper – eine Kombination aus Sattelzugmaschine und Sattelauflieger. Diese Kombination wird vor allem für längere Transportstrecken genutzt. Ferner gibt es noch einige Sonderaufbauten wie Müllwagen, Feuerwehrautos oder Rettungswagen.

WELCHE ARTEN VON LKW-ANHÄNGERN GIBT ES?

Man unterscheidet die verschiedenen Anhänger für LKW grob in die drei Kategorien

  • Starrdeichselanhänger,
  • mehrachsige Gelenkdeichselanhänger und
  • Sattelanhänger.

Beim Starrdeichselanhänger ist der Anhänger mit einer starren Deichsel mit dem Zugfahrzeug verbunden. Bei mehrachsigen Gelenkdeichselanhängern sind die vorderen der zwei bis vier Achsen lenkbar. Sie werden zum Beispiel für Lastzüge verwendet. Der Sattelanhänger oder Sattelauflieger wird für die Kombination mit einer Zugmaschine zum Sattelzug genutzt und hat bei regulärer Länge keine eigene Vorderachse.

Es kann auch eine Unterscheidung nach der Art des Aufbaus getroffen werden. Dieser hängt davon ab, welche Art von Waren man transportieren möchte. Beispiele für unterschiedliche Aufbauten sind:

  • Autotransporter
  • Containerchassis
  • Holztransporter
  • Kipper
  • Kofferaufbau
  • Kühl- und Tiefkühlanhänger
  • Plane
  • Pritsche
  • Tandem-Anhänger
  • Tank
  • Tieflader
  • Tiertransporter

VORSCHRIFTEN RUND UM DEN LKW

Es gibt in Deutschland einige Vorschriften in Bezug auf Gewicht und Abmessungen von LKW. Wir haben diese sowie die wichtigsten für LKW geltenden Verkehrsregeln zusammengefasst.

Vorschriften zum Gewicht

LKW und Lieferfahrzeuge bilden in Deutschland ihre eigene Fahrzeugklasse, nämlich Fahrzeugklasse N. Diese ist in die Unterklassen N1 bis N3 unterteilt, welche sich wiederum nach dem zulässigen Gesamtgewicht richten. Außerdem ist die zulässige Achslast klar definiert. Sie darf bei Einzelachsen ohne Antrieb maximal 10 Tonnen und bei Antriebsachsen 11,5 Tonnen betragen.

Fahrzeugklasse N1


Die leichten Nutzfahrzeuge aus dieser Klasse müssen ein zulässiges Gesamtgewicht unter 3,5 Tonnen haben. Sie kommen vor allem regional als Lieferfahrzeuge zum Einsatz.

Fahrzeugklasse N2


In diese Kategorie fallen LKW ab 3,5 Tonnen. Das maximal zulässige Gesamtgewicht muss unter 12 Tonnen liegen. Hierzu gehören Fahrzeuge aus dem regionalen Güterverkehr ebenso wie solche aus dem Güterfernverkehr.

Fahrzeugklasse N3


Hierunter fallen alle LKW ab 12 Tonnen. Derzeit liegt das maximal zulässige Höchstgewicht bei 40 bzw. 44 Tonnen. Das im Einzelfall erlaubte Maximalgewicht ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, nämlich:

  • 12 t bei zweiachsigem Anhänger
  • 18 t bei dreiachsigem Anhänger
  • 36 t bei vierachsigen Sattelzügen oder Lastzügen
  • 40 t bei fünf- oder sechsachsigen Fahrzeugkombinationen
  • 44 t bei dreiachsigen LKW mit zwei- oder dreiachsigem Sattelanhänger sowie dem Transport von 40-Fuß-ISO-Containern

 

Vorschriften zu den Abmessungen

Auch für die Abmessungen eines LKW gibt es genaue gesetzliche Vorgaben, die im Normalfall nicht überschritten werden dürfen. Wir haben die Maße für die gängigsten Varianten zusammengefasst.

Maximal erlaubte Breite

Dieses Maß ist für alle Arten von LKW gleich. Sie dürfen eine Breite von 2,55 Metern nicht überschreiten. Die maximal zulässige Breite muss von allen Teilen des LKW eingehalten werden und gilt auch für Anhänger. Für Schwertransporte gibt es genehmigungspflichtige Ausnahmen. Hier ist eine Breite von bis zu 3 Metern möglich.

Maximal erlaubte Höhe

Die maximal zulässige Höhe eines LKW ist in Deutschland auf 4 Meter beschränkt – auch für Schwertransporte.

Maximal erlaubte Länge

Für die zulässige Länge eines LKW gibt es je nach Typ abweichende Regeln. Ein LKW inklusive Anhänger darf 18,75 Meter nicht überschreiten. Dabei darf kein Teil der Kombination länger als 12 Meter sein.

Für Sattelzüge gilt eine maximal zulässige Länge von 16,5 Metern. Schwertransporte können eine Länge von bis zu 23,0 Metern haben. Außerdem gibt es Ausnahmen für herausragende Ladung. In diesem Fall darf die Gesamtlänge 22,75 Meter nicht überschreiten.

Gigaliner: der Lang-LKW als Ausnahme von der Regel

Seit 2017 gibt es bei uns eine Klasse von LKW, welche die bislang gültigen Maße überschreiten darf. Diese überlangen Gespanne sind unter den Namen Gigaliner, Lang-LKW oder Eurocombi bekannt. Es handelt sich um einen LKW, der bis zu 25,25 Meter messen und bis zu 44 Tonnen wiegen darf. In Höhe und Breite muss das Gespann jedoch den allgemeinen Anforderungen an LKW gerecht werden.

Aktuell werden diese Gespanne in Deutschland nur auf ausgewählten Strecken eingesetzt, nachdem 2016 ein Feldversuch mit überwiegend positiven Resultaten beendet wurde. In anderen Ländern wie Finnland oder Schweden sind sie seit Langem verbreitet.

ÜbermaSSe als Problem und Potenzial

Die Rechtsgrundlage für die Ausnahme von den geltenden Vorschriften findet sich in der Verordnung über Ausnahmen von straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften für Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen mit Überlänge (LKWÜberlStVAusnV). Die erlaubten Strecken sind in der Anlage zu § 2 Abs. 1 LKWÜberlStVAusnV festgelegt.

Das Thema ist deshalb so streng reguliert, weil die Ausmaße der Gigaliner nur schwer mit der bestehenden Infrastruktur auf deutschen Straßen vereinbar sind. Genauer gesagt sind Elemente wie Nothaltebuchten, Rastplätze, Parkplätze, Brücken, Kreuzungen und Kreisverkehre vielerorts zu klein für Lang-LKW dimensioniert. Bislang liegen einige Abschnitte von Autobahnen und wenigen Bundesstraßen auf dem genehmigten Streckennetz, so zum Beispiel die A7 von der dänischen bis zur österreichischen Grenze.

Trotz der infrastrukturellen Schwierigkeiten hat der Gigaliner in Deutschland Potenzial. Er kann größere Fracht als andere LKW transportieren. Das bedeutet eine effizientere und günstigere Logistik, denn es sind weniger Fahrzeuge und Fahrer notwendig.

Verkehrsregeln für LKW

Welche Verkehrsregeln ein LKW-Fahrer beachten muss, hängt stark vom zulässigen Gesamtgewicht des Fahrzeugs ab. Auch die Führerscheinklasse wird durch das Gesamtgewicht bestimmt – hierzu mehr im nächsten Abschnitt.

Durchfahrtsbeschränkungen für Masse und Gewicht

An bestimmten Stellen im Straßennetz gibt es spezifische Gewichtsbeschränkungen für den durchfahrenden Verkehr oder Einschränkungen bezüglich der maximal zulässigen Höhe. Diese Beschränkungen werden durch Verkehrszeichen ausgeschrieben. Hier muss ein LKW-Fahrer die Dimensionen und das Gewicht seines Fahrzeugs stets beachten und gegebenenfalls auf eine alternative Strecke ausweichen.

Beschränkungen der Höchstgeschwindigkeit

Für LKW gelten besondere Vorschriften in Bezug auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit. Auf Autobahnen gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h. Auf Landstraßen gilt:

  • LKW bis 7,5 Tonnen dürfen bis zu 80 km/h fahren.
  • LKW über 7,5 Tonnen dürfen bis zu 60 km/h fahren.

Leichte Nutzfahrzeuge ausgenommen

Für alle Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht gelten die gleichen Verkehrsregeln und Vorschriften, die auch für PKW gelten. Das bedeutet auch, dass diese leichten Varianten des LKW dort freie Fahrt haben, wo ein Durchfahrtsverbot oder eine Geschwindigkeitsbegrenzung für LKW gilt. Diese richten sich ausdrücklich erst an LKW ab 3,5 Tonnen.

Welche Führerscheinklassen werden benötigt?

Die für LKW relevanten Führerscheinklassen lassen sich nach dem maximal zulässigen Gewicht des Fahrzeugs unterscheiden. Für LKW gibt es vier eigene Fahrerlaubnisklassen, nämlich C, CE, C1 und C1E. Für Kleinlaster unter 3,5 Tonnen genügt der Führerschein der Klasse B, also der reguläre Führerschein für PKW. Für leichte LKW wird der Führerschein der Klasse BE benötigt.

LKW-Führerschein der Klasse C

  • Kraftfahrzeuge über 3,5 t
  • Anhänger mit maximalem Gesamtgewicht von 750 kg
  • Fahrer muss mindestens 21 Jahre alt sein, Ausnahme: während der Berufsausbildung (z. B. zum Berufskraftfahrer); dann mindestens 18 Jahre
  • Fahrer muss bereits Führerschein der Klasse B haben
  • für schwere LKW

LKW-Führerschein der Klasse CE

Bedingungen wie in Klasse C; zusätzlich:

  • Anhänger auch über 750 kg Gesamtgewicht
  • ohne Gewichtsbegrenzung für gesamtes Gespann
  • für schwere LKW wie Gigaliner, Gespanne mit schwerem Anhänger

LKW-Führerschein der Klasse C1

  • Kraftfahrzeuge bis maximal 7,5 t
  • Anhänger mit maximalem Gesamtgewicht von 750 kg
  • Fahrer muss mindestens 18 Jahre alt sein
  • Fahrer muss bereits Führerschein der Klasse B haben
  • mit Erwerb der Klasse C automatisch enthalten
  • für leichte LKW mit Anhänger

LKW-Führerschein der Klasse C1E

Bedingungen wie in Klasse C1; zusätzlich:

  • Anhänger auch über 750 kg Gesamtgewicht mit Begrenzung
  • gesamtes Gespann darf 12 t nicht überschreiten
  • für Lastzüge

Gibt es internationale Unterschiede zwischen den LKW-Arten?

Innerhalb Europas sind die Regelungen rund um die verschiedenen Arten von LKW recht ähnlich, sodass sich aus Platzgründen für die meisten LKW die Bauform des Frontlenkers durchgesetzt hat. Das kurze, kompakte Zugfahrzeug mit hoch aufgebauter Kabine ist ein typisches Bild, das von deutschen und europäischen Autobahnen kaum wegzudenken wäre.

Es gibt zwar Unterschiede in Details wie dem zulässigen Gesamtgewicht (z. B. 60 Tonnen für schwere LKW in Dänemark und Schweden), aber in anderen Teilen der Welt gibt es deutlich stärker abweichende Normen und Bauformen.

USA

In den USA ist zum Beispiel die Gesamtlänge der Gespanne kaum reguliert. Hier wird hauptsächlich die maximal erlaubte Laderaumlänge vorgegeben. Weil nicht auf die Gesamtlänge geachtet werden muss, sind unter anderem verschiedene Bauformen für die Zugmaschine möglich.

Deshalb findet man in den USA häufig Gespanne, die von einem Langhauber gezogen werden, also einer Maschine mit einer lang gezogenen Motorhaube. Diese gelten als wartungsfreundlicher, weil der Motorraum leichter zugänglich ist.

AUSTRALIEN

Auch in Australien sind Langhauber weit verbreitet. In diesem Land sind außerdem besonders große Abmessungen erlaubt. Bis zu 53,5 Meter lang und 4,60 Meter hoch darf ein Gespann sein, wenn es als sogenannter Road Train Transporte über lange Strecken bewältigt. Dabei darf das Fahrzeug insgesamt bis zu 135,5 Tonnen und 132 Tonnen ohne Zugmaschine wiegen.

Diese Ausnahmegespanne existieren, weil sie für die australische Logistikbranche unersetzlich sind. Sie überwinden Tausende von Kilometern im Outback und verbinden teils sehr abgelegene Orte mit den stärker besiedelten Küstenregionen. Sie dürfen jedoch nicht in die Innenstädte fahren. Die Ladung muss außerhalb der Städte auf kleinere Gespanne von maximal 19 Metern Länge und 43,5 Tonnen Gesamtgewicht verladen werden.

Bildnachweise:
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