DATEN UND FAKTEN: DIE LOGISTIKBRANCHE IM ÜBERBLICK

Gemessen am Umsatz und den Zahlen der Beschäftigten bildet der deutsche Logistikmarkt den drittgrößten Wirtschaftsbereich – hinter Automobilindustrie und Handel. Das ist kaum überraschend: Für die Wirtschaft ist eine effiziente und leistungsstarke Logistik unerlässlich. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie wichtig die Branche tatsächlich ist.

LOGISTIK: EINE DEFINITION

Logistik bedeutet weit mehr, als Güter oder Personen von Punkt A nach Punkt B zu bringen. Vielmehr ist moderne Logistik ein komplexes Aufgabenfeld, in dem Planung, Steuerung, Koordination, Durchführung und Kontrolle von diversen Informations- und Güterflüssen berücksichtigt werden müssen.

Damit ein Produkt zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort im richtigen Zustand für den Kunden verfügbar ist, sind daher enorme Leistungen notwendig. Immer stärker ausdifferenzierte und verteilte Wertschöpfungsketten erfordern Höchstleistungen auf vielen Gebieten. Hinzu kommt, dass die Anforderungen der verschiedenen Wirtschaftszweige sich deutlich unterscheiden.

Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Lieferungen etwa für die Automobilproduktion können nur mit Hilfe von minutiöser Organisation und Steuerung der Lieferprozesse eingehalten werden. Das bedeutet viele kleine Schritte und Handgriffe, bevor die Reise eines Produkts vollendet ist. Vor diesem komplexen Hintergrund müssen die Zahlen betrachtet werden, die die Logistikbranche liefert.

„Logistik ist ein System, das zunächst im Unternehmen, aber auch unternehmensübergreifend mit Lieferanten und Kunden, eine optimale Versorgung mit Materialien, Informationen, Teilen und Modulen für die Produktion – und auf der anderen Seite natürlich der Märkte bedeutet.“

(Logistik Definition der Bundesvereinigung Logistik BVL)

UMSÄTZE, UNTERNEHMEN & BESCHÄFTIGTE

Seit 1995 liefert die Arbeitsgruppe Supply Chain Services (SCS) des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS mit den „TOP 100 der Logistik“ einen umfassenden Einblick in den deutschen und europäischen Logistikmarkt. Die Studie gehört damit zu den wichtigsten Quellen, um Branchenentwicklungen nachzuvollziehen – im Detail genauso wie im Gesamtbild.

Letzteres hat sich nach den großen Herausforderungen zu Beginn der Corona-Pandemie wieder deutlich verbessert: Konnte die Logistikbranche 2021 noch ein beachtliches Wachstum von 5 Prozent und damit eine Steigerung des Marktvolumens auf 294 Milliarden Euro vorweisen, zeigte der Trend 2022 nochmals stark nach oben:

  • Ein branchenübergreifender Umsatz von rund 319 Milliarden Euro bedeutete ein Wachstum von 8,5 Prozent im Vergleich zu 2021.
  • Damit hält die deutsche Logistikbranche einen Anteil von rund 25 Prozent am europäischen Markt, der 2020 bei einem Volumen von 1,115 Milliarden Euro lag.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Leistung geht dabei auf die Speditionsbranche zurück. Mit einem Jahresumsatz von 135 Milliarden Euro machte sie etwas mehr als 42 Prozent des Gesamtvolumens aus. Im Vergleich zum Vorjahr (117,5 Milliarden Euro in 2020) ist das außerdem ein großes Umsatzwachstum.

Insgesamt entfallen auf die reinen Anbieter von Logistikdienstleistungen laut Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) geschätzt die Hälfte der erwirtschafteten Umsätze. Das schließt Transport und Umschlag von Gütern mit ein.

Beschäftigtenzahlen weiterhin über 3 Millionen

Auch die Beschäftigtenzahlen in der Logistik haben sich weiter positiv entwickelt. Im Vergleich zu 2020 kamen mehr als 100.000 Erwerbstätige hinzu. Vor allem im Bereich Lagerwirtschaft und Güterumschlag stieg die Zahl der Beschäftigten, hier waren es allein über 60.000 neue Angestellte.

Die Gesamtzahl der Beschäftigten lag damit 2021 bei 3,36 Millionen Menschen, womit die Logistikbranche zu den wichtigsten Arbeitgebern in Deutschland zählt. Allein im Bereich Spedition sind 600.000 Menschen beschäftigt.

Unternehmen im Logistikbereich

Hinsichtlich der Anzahl der Unternehmen in der Logistikbranche finden sich unterschiedliche Angaben. Nach den Erhebungen des Bundesamts für Güterverkehr (Stand November 2020) unterscheidet zwischen gewerblichem Güterverkehr und Werkverkehr zeichnet sich folgendes Bild:

  • Im gewerblichen Güterverkehr waren bundesweit 46.902 Unternehmen tätig. Hierzu zählen der erlaubnispflichtige Güterverkehr (34.372), Spedition, Logistik, Lagerei und Frachtumschlag (1.620), KEP-Dienste (400) sowie sonstige Tätigkeiten (10.510).
  • Zum Werkverkehr zählten insgesamt 45.929 Unternehmen. Die Tätigkeiten sind hier deutlich vielfältiger und reichen vom Baugewerbe bis zur gewerblichen Jagd.

Zusammen für das Bundesamt für Güterverkehr also fast 93.000 Betriebe an, die im gewerblichen Güterkraftverkehr oder Werkverkehr tätig sind.

Die BVL spricht hingegen von 70.000 Unternehmen im Bereich logistischer Dienstleistungen. Der DSLV gibt außerdem 3.000 Speditions- und Logistikdienstleistungsbetriebe an.

 

GÜTERVERKEHR: STRASSE BLEIBT WICHTIGSTER TRANSPORTWEG

Im Jahresbericht „Mautverkehr KOMPAKT“ für das Jahr 2022 stellt das Bundesamt für Logistik und Mobilität zu den Fahrleistungen im Straßengüterverkehr fest:

„Im Laufe des Jahres ist ein Abwärtstrend der täglichen Fahrleistung zu erkennen. Während in der ersten Jahreshälfte der bereinigte 7-Tagesdurchschnitt weitestgehend über dem 24-Monatsdurchschnitt liegt, kehrt sich dies in der zweiten Jahreshälfte um.“

Daneben ist die Fahrleistung im Vergleich zu 2021 um 0,7 Prozent gesunken. Damit lag sie aber immer noch 1,4 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2020 und 2021. Den größten Anteil an den mautpflichtigen Fahrleistungen haben dabei weiterhin deutsche Fahrzeuge: Mit knapp über 50 Prozent ist der Anteil zwar verglichen mit 2019 um 2 Prozentpunkte gesunken.

Dennoch liegen inländische Fahrleistungen mit weitem Abstand vor denen anderer Herkunftsländer. Die Fahrleistung polnischer Fahrzeuge ist mit 22 Prozent noch am höchsten, die übrigen europäischen Länder liegen bei Anteilen zwischen 3,8 Prozent (Rumänien, Litauen) und 1,4 Prozent (Slowakei).

 

GÜTERVERKEHR: STRASSE BLEIBT WICHTIGSTER TRANSPORTWEG

Im Jahresbericht „Mautverkehr KOMPAKT“ für das Jahr 2022 stellt das Bundesamt für Logistik und Mobilität zu den Fahrleistungen im Straßengüterverkehr fest:

„Im Laufe des Jahres ist ein Abwärtstrend der täglichen Fahrleistung zu erkennen. Während in der ersten Jahreshälfte der bereinigte 7-Tagesdurchschnitt weitestgehend über dem 24-Monatsdurchschnitt liegt, kehrt sich dies in der zweiten Jahreshälfte um.“

Daneben ist die Fahrleistung im Vergleich zu 2021 um 0,7 Prozent gesunken. Damit lag sie aber immer noch 1,4 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2020 und 2021. Den größten Anteil an den mautpflichtigen Fahrleistungen haben dabei weiterhin deutsche Fahrzeuge: Mit knapp über 50 Prozent ist der Anteil zwar verglichen mit 2019 um 2 Prozentpunkte gesunken.

Dennoch liegen inländische Fahrleistungen mit weitem Abstand vor denen anderer Herkunftsländer. Die Fahrleistung polnischer Fahrzeuge ist mit 22 Prozent noch am höchsten, die übrigen europäischen Länder liegen bei Anteilen zwischen 3,8 Prozent (Rumänien, Litauen) und 1,4 Prozent (Slowakei).

Straße liegt bei den Transportwegen weiter an der Spitze

Beim Blick auf die Verkehrsträger bzw. Transportwege für den Güterverkehr gehörte die Bahn 2021 zu den großen Gewinnern: Eine Beförderungsmenge von 387,7 Millionen Tonnen bedeutet im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 13,5 Prozent.

Trotz eines deutlich geringeren Anwachsens (2,5 Prozent im Vergleich zu 2020) bleibt der Straßengüterverkehr der wichtigste Verkehrsträger. Mit einer Transportleistung von 3,685 Milliarden Tonnen entfällt ein Anteil von fast 79 Prozent der Beförderungsmenge auf den Transport über die Straße.

Laut Erwartungen des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) wird der Güterverkehr in den kommenden Jahren weiter wachsen. Eine Langfristverkehrsprognose des Ministeriums geht von einem Zuwachs von 46 Prozent bis 2051 aus, eine entscheidende Rolle wird in diesem Szenario der LKW spielen.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich gemäß der Studie die Schwerpunkte bei den transportierten Gütern verlagern könnten. Anstelle von Massen- und Energiegütern soll demnach der Anteil an Postsendungen, Sammel- und Stückgütern deutlich steigen – also solche Gütergruppen, die vorwiegend auf der Straße befördert werden.

TEILMÄRKTE DER LOGISTIKBRANCHE

Der Transport von Gütern ist zwar ein zentraler Kernbereich der Logistik, aber bei weitem nicht der einzige Zweig der Branche. Tatsächlich haben die wachsenden Anforderungen der Aufgaben dazu geführt, dass das „klassische“ Angebot aus Transport, Umschlag, Lagerung und Zollabwicklung inzwischen deutlich ausdifferenzierter und vielfältiger präsentiert.

Laut Fraunhofer SCS macht der Transport dennoch nach wie vor einen Anteil von 45 Prozent am Gesamtvolumen des Logistikmarktes aus. Lager und Umschlag liegen bei 33 Prozent, Bestände (15 Prozent) und administrative Tätigkeiten (7 Prozent) machen einen deutlich geringeren Anteil aus.

 

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Kontraktlogistik gewinnt weiter an Bedeutung

Nichtsdestotrotz verweisen die Logistikverbände auf die wachsende Bedeutung anderer Geschäftsfelder. Neben spezialisierten logistischen Teilmärkten gehören vor allem logistische Dienstleistungen zum Repertoire vieler Unternehmen.

Die Digitalisierung hat hier viele Möglichkeiten eröffnet, um gerade im Bereich der Kontraktlogistik ein breiteres Portfolio an Leistungen bieten zu können. Mit 80 Milliarden Euro zählt diese Form der Dienstleistung zu den umsatzstärksten Geschäftsfeldern der deutschen Logistikbranche.

„Value Added Services“, also Mehrwertdienste, spielen eine immer größere Rolle im Logistikgeschäft. Es handelt sich dabei um Dienstleistungen, die genau auf einen bestimmten Kunden zugeschnitten werden. Die Art der Dienste deckt ein breites Spektrum ab, wie der DSLV zeigt. Unternehmen bieten unter anderem

  • Logistikberatung,
  • Kommissionierung und Verpackung,
  • Etikettierung,
  • Tracking und Tracing,
  • Bestandsmanagement,
  • Qualitätskontrollen,
  • Zentrallagerfunktion,
  • Konfektionierung,
  • Bestellabwicklung,
  • Abrufsteuerung,
  • Retourenmanagement,
  • Kontrolle von Luft- und Seefracht,
  • Montagearbeiten,
  • Fakturierung und Inkasso,
  • Regalservice,
  • E-Fulfillment,
  • Call Center sowie einige andere.

Den größten Anteil haben die Bereiche Logistikberatung (75 Prozent) und Kommissionierung/Verpackung (67 Prozent) vor Etikettierung (54 Prozent) und Tracking/Tracing (49 Prozent). Die Kontraktlogistik ist ein Beispiel dafür, wie weitreichend und umfangreich das Thema Logistik jenseits des Gütertransports ist.

Spezialisierung gefragt: Weitere Teilmärkte und Geschäftsfelder

Das lässt sich auch an den vielen anderen Teilmärkten ablesen, auf denen Logistiker ihre teils sehr speziellen Dienste zur Verfügung stellen. Grund hierfür sind die oft sehr spezifischen Bedürfnisse, die Unternehmen aus anderen Wirtschaftszweigen an die Logistik stellen.

Branchengegebenheiten, Gütereigenschaften oder Vertriebsformen haben deshalb zu einer Spezialisierung der Logistikunternehmen geführt. Entsprechend gibt es eine breite Streuung von Leistungsschwerpunkten und -bereichen bei den verschiedenen logistischen Teilmärkten:

Leistungsschwerpunkt Leistungsbereich
Handelslogistik 53 68
Automobillogistik/Automotive 30 47
Nahrungs- und Genussmittel 27 43
Maschinenbau 22 42
Chemielogistik/Gefahrgut 25 41
Ersatzteillogistik 24 40
Textillogistik 18 28
Hightech-Produkte 16 32
Temperaturgeführte Güter 15 28
Pharmalogistik 11 21
(Anteile in Prozent)

 

Wie die Zahlen des DSLV zeigen, ist die handelsbezogene Logistik der wichtigste Teilmarkt. Knapp über die Hälfte der Logistikunternehmen hat hier ihren Leistungsschwerpunkt, insgesamt 68 Prozent bieten in diesem Bereich Leistungen an. Damit liegt die Handelslogistik mit deutlichem Vorsprung vor den übrigen Teilmärkten.

Die größten Zuwachsraten konnte neben der Bauwirtschaft und dem Lebensmittelbereich der E-Commerce vorweisen. Damit setzt sich der Trend fort, der bereits vor Corona zu beobachten war.

Die Fraunhofer SCS-Studie „TOP 100 der Logistik“ schlüsselt die Marktsegmente für die Logistikwirtschaft noch weiter auf und erlaubt so einen Einblick auf die jeweiligen Marktvolumen:

  • KMU Inhouse-Logistik (44 Mrd. Euro)
  • Allgemeiner Ladungsverkehr FTL (36 Mrd. Euro)
  • Globale Luft- und Seefrachtlogistik (33 Mrd. Euro)
  • KEP-Dienste (27,4 Mrd. Euro)
  • Ladungsverkehr mit speziellem Equipment (20,1 Mrd. Euro)
  • Massengutlogistik (16,5 Mrd. Euro)
  • Terminal-, Lagerwirtschafts- und sonstige Mehrwertdienstleistungen (15 Mrd. Euro)
  • Allgemeine Stückgut-Netzwerkverkehre (12 Mrd. Euro)
  • Netzwerkverkehre für spezielle Stückgüter (10 Mrd. Euro)

Insgesamt wertet das Fraunhofer SCS die statistischen Befunde als positives Zeichen für die deutsche Logistikwirtschaft. Trotz der Krisen der vergangenen Jahre sieht es ganz danach aus, als stünde die Branche weiterhin stabil da. Die Herausforderungen für globale Lieferketten haben aber ebenso deutlich gemacht, dass Logistik sich stärker auf das VUCA-Konzept (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) einstellen muss.

 

 

 

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden in diesem Zusammenhang als mögliche Lösungsansätze genannt, um sich in Zukunft besser auf zunehmende Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität vorzubereiten. Als Rückgrat von Industrie und Handel wird die Logistikbranche ihre wirtschaftliche Bedeutung sicher weiterhin behalten. Die Art und Weise, wie sie diese Rolle ausfüllt, wird sich aber vermutlich mit den wachsenden Anforderungen an Liefer- und Wertschöpfungsketten wandeln.

 

Bild 1: Adobe Stock © photoschmidt

Bild 2: Adobe Stock © Petinovs

Bild 3: Adobe Stock © a_medvedkov

Bild 4: Adobe Stock © thomaslerchphoto

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