GEBRAUCHTMASCHINENMARKT: ZAHLEN & FAKTEN ZUM HANDEL MIT GEBRAUCHTEN MASCHINEN

Metallwarenfabrik mit Maschinen und Drehbänken für die Metallverarbeitung

In den vergangenen Jahren hat sich der Gebrauchtmaschinenmarkt als feste Größe und beliebter Lieferant von schweren Maschinen etabliert. Von der Industrie bis zur Landwirtschaft greifen Betriebe und Unternehmen immer häufiger auf gebrauchte Anlagen und Maschinen zurück. Der Markt boomt – aus einer Vielzahl von Gründen.

TRENDS & ENTWICKLUNGEN IN DER MASCHINENBAU-BRANCHE

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) bescheinigte dem deutschen Maschinenbau für 2023 ein durchwachsenes Ergebnis. Im Vergleich zum Jahr 2022 gingen die Aufträge um 12 Prozent zurück. Allerdings ließ sich weltweit eine schwache Nachfrage nach Maschinen erkennen.

Die Auftragslage ist außerdem Ausdruck einer Konjunkturentwicklung, die immer wieder von Schwankungen geprägt ist. Verstärkt wurden diese durch die Corona-Pandemie, die sich auch danach weiter auf Aufträge und Preise im Maschinenbau auswirkten. Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verschärfte sich die Lage sogar noch weiter.

Viele Verwerfungen auf dem Maschinenmarkt

Schon in seinem Marktbericht für 2022 verwies der VDMA auf verschiedene Trends, die sich gleichzeitig auf die Maschinenbau-Branche auswirkten:

  • Nach dem internationalen wirtschaftlichen Einbruch im Zuge der Corona-Pandemie hatte eine erste Konjunkturerholung 2021 für Preissteigerungen gesorgt.
  • Durch die Störung der Lieferketten und lange Lieferzeiten für Metall- und Elektronikprodukte stiegen die Preise weiter, weil die wachsende Nachfrage nicht bedient werden konnte.
  • Hinzu kamen die Entwicklungen auf dem Energiemarkt, die zusätzlich die Energiekosten in die Höhe trieben.

Für die Branche bedeuten alle diese Faktoren höhere Kosten: Die Hersteller müssen höhere Ausgaben für Betrieb, Anschaffung und Arbeit einkalkulieren. Entsprechend sind dadurch die Preise für Neumaschinen angestiegen und verlangen größere Investitionen. Dies ist einer der Gründe dafür, warum der Markt für Gebrauchtmaschinen stark floriert.

 

Nahaufnahme der Werkstückaufnahme einer Maschine

MASCHINENKAUF: NEU ODER GEBRAUCHT?

Steigende Kosten bei der Herstellung und damit höhere Preise für Maschinenbauprodukte einerseits und teurere Kredite durch höhere Zinsen andererseits: Unter diesen Voraussetzungen sind Investitionen für neue Maschinen und Anlagen eine finanzielle Herausforderung für viele Unternehmen.

Gleichzeitig verstärken die zunehmende Digitalisierung industrieller Prozesse, die Transformation mancher Industriezweige wie der Automobilbranche und der nach wie vor akute Fachkräftemangel den Druck, zu investieren. Vor allem KMU müssen daher nach Lösungen suchen, die für sie wirtschaftlich plausibel sind.

Gebrauchtmaschinenmarkt als Alternative zu Neumaschinen

Inzwischen bedeutet das für viele Unternehmen, ihre Produktionslinien oder Betriebe mit Gebrauchtmaschinen aufzustocken. Das gilt für eine Vielzahl von Branchen, von verarbeitender Industrie bis zur Landwirtschaft.

Die wichtigsten Gründe für die Entscheidung, auf Gebrauchtmaschinen zu setzen:

  • Günstiger und weniger inflationsanfällig: Während die Preisentwicklung von Neumaschinen stark von Kostensteigerungen beeinflusst wird, gilt das für Gebrauchtmaschinen sehr viel weniger. Die Schwankungen sind hier geringer, die Preise entsprechend stabiler.
  • Schneller verfügbar: Auch wenn die Anschaffung einer neuen Maschine eine langfristige Investition ist, besteht vielfach kurzfristiger Bedarf. Wenn die Lieferketten jedoch nicht funktionieren und sich die Lieferzeiten verlängern, sind Gebrauchtmaschinen schneller verfügbar.

Während der Maschinen- und Anlagenbau mit weniger Aufträgen und höheren Kosten für seine Produkte zu kämpfen hatte, blieben die Preise auf dem Gebrauchtmaschinenmarkt weitgehend stabil. Eine konstante Nachfrage und ein ebenfalls fast gleichbleibendes Angebot sorgten für eine gute Preisentwicklung – zumindest für diejenigen, die ihre gebrauchten Maschinen verkaufen wollen.

Welche Entscheidung am Ende am besten passt – Neukauf oder Gebrauchtmaschine – hängt jedoch von weiteren, auch individuellen Faktoren ab.

Gebrauchtmaschinenmarkt entwickelt sich weiter

Durch seine Vorteile hat der Gebrauchtmaschinenmarkt in den vergangenen an Attraktivität gewonnen: Gebrauchte Maschinen für diverse Industrie- und Wirtschaftszweige sind gefragt, weil sie günstiger sind und mehr Flexibilität durch eine bessere Verfügbarkeit bieten.

Eine Umfrage von 2023 unter Kunden des europaweit tätigen Internetauktionshauses Surplex bestätigt die wachsende Bedeutung des Kaufs und Verkaufs von Gebrauchtmaschinen. Befragt wurden vor allem Kleinstunternehmen sowie mittelständische Unternehmen. Die Ergebnisse der Befragung:

  • Von den Teilnehmern der Umfrage gehen 41 Prozent davon aus, dass der Gebrauchtmaschinenmarkt noch stärker wachsen wird als bislang.
  • Das liegt auch am großen Interesse an gebrauchten Maschinen – 40 Prozent der Befragten plant mit ähnlichen Investitionen wie im Vorjahr, ein Drittel will sogar mehr investieren.

Allerdings verändert sich nicht nur der Umfang des Gebrauchtmaschinenmarktes, Angebot und Nachfrage unterliegen ebenfalls Veränderungen. So gibt Surplex an, dass der Verkauf von älteren Großmaschinen noch schwierig war. Inzwischen finden gängige Maschinen wie CNC-Anlagen jedoch wieder guten Absatz. Daraus resultieren wiederum steigende Preise, die beispielsweise bei Internetauktionen erzielt werden können.

Preise auf dem Gebrauchtmaschinenmarkt: Andere Parameter für die Preisentwicklung

Auf dem Gebrauchtmaschinenmarkt erfolgt die Preisentwicklung jedoch nach anderen „Regeln“ als auf dem Markt für Neumaschinen. Ein Beispiel hierfür ist der Einfluss der Inflation, der oben im Rahmen von steigenden Produktions- und Energiekosten schon angerissen wurde.

Die Preise für gebrauchte Maschinen reagieren mit einiger Verzögerung auf äußere Faktoren und in der Regel weniger stark. Besteht in einer Branche eine erhöhte Nachfrage nach Neumaschinen, werden auch die entsprechenden gebrauchten Maschinen teurer. Die Preissteigerung lag zuletzt jedoch immer unter der Inflationsrate, wie die Bewertungsabteilung von Surplex angibt.

Genau wie auf dem Primärmarkt gilt aber auch auf dem Sekundärmarkt, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Das bedeutet, dass ein größeres Angebot am Gebrauchtmaschinenmarkt ebenfalls zu geringeren Zuschlagspreisen führt – und umgekehrt. Es empfiehlt sich daher immer, Angebot und Preise bei Gebrauchtmaschinenauktionen zu beobachten, wenn der Maschinenpark zu geringeren Kosten als Neukaufpreisen erweitert werden soll.

 

Ansicht mehrerer gelber Baumaschinen - Bagger, Raupenbagger

VIELFALT AUF DEM GEBRAUCHTMASCHINENMARKT

Auf dem europäischen Markt für Gebrauchtmaschinen können Unternehmen verschiedenster Wirtschaftszweige fündig werden. Führende Anbieter für gebrauchte Schwermaschinen und Industriefahrzeuge sind etwa Mascus, Ritchie Bros, Surplex oder Euro Auctions. Das Angebot ist dabei vielfältig und für kleine wie große Unternehmen interessant.

Vom Anbaugeräten bis zur Werkzeugmaschine

Der Gebrauchtmaschinenmarkt bietet alles vom Traktor über Krane bis zu Werkzeugmaschinen. Ritchie Bros, das aus Kanada stammende Auktionshaus für Baumaschinen, Landtechnik und Lkw, liefert in jedem Quartal einen Überblick über Angebot und Nachfrage sowie die wichtigsten Abnehmerländer über Maschinen für Landwirtschaft, Baugewerbe, Transport und Materialhub.

Der Report für das erste Quartal 2024 zeigt in allen aufgeführten Kategorien einen Anstieg der verkauften Einheiten: Im Vergleich zum Vorjahr wurden mehr Traktoren, Frontlader, Schaufelbagger, Trucks und Teleskopstapler verkauft. Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei den gelisteten Einheiten zu beobachten, die durchweg anstiegen.

Anders sieht es hingegen bei der Nachfrage aus. Bei Traktoren etwa war zwar ein leichter Nachfrageanstieg zu verzeichnen im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023. Allerdings wurden im Verlauf des ersten Quartals 2024 weniger Traktoren angefragt. Bei Schaufelbaggern, Lkw und Teleskopstaplern ist die Entwicklung ähnlich, wobei die Nachfrage nach letzteren auf dem Niveau von 2023 blieb.

Vor allem für den Baumaschinenmarkt sehen die Experten bei Ritchie Bros für 2024 jedoch eine Normalisierung des Marktgeschehens. Da wieder mehr neue Maschinen auf dem europäischen Markt verfügbar sind, rechnet das Auktionshaus mit einer schwächeren Nachfrage nach Gebrauchtmaschinen.

ONLINE-INSPEKTION FÜR GEBRAUCHTMASCHINEN

Auch beim Kauf und Verkauf von Gebrauchtmaschinen hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten. Häufig werden Verkäufe daher gar nicht mehr vor Ort getätigt, sondern online. Um den Käufern ein möglichst vollständiges Bild der angebotenen Maschinen geben zu können, werden neben ausführlichen Beschreibungen, technischen Datenblättern und Bildern bisweilen auch 360-Grad-Inspektionen ermöglicht oder Videos bereitgestellt.

Auf diese Weise ist eine Besichtigung auf dem Auktionsgelände nicht zwingend erforderlich, dennoch können die Auktionshäuser eine ausreichende Vertrauensbasis schaffen.

 

MASCHINEN-KREISLAUFWIRTSCHAFT MIT ALICIA

Dass Gebrauchtmaschinen zunehmend von Bedeutung sind, ist auch dem Nachhaltigkeitsgedanken geschuldet. Wenn gebrauchte Maschinen länger genutzt und wiederverwendet werden, sinkt der Bedarf an Neuanlagen. Das heißt, es müssen weniger Rohstoffe und Energie eingesetzt werden, und die produzierenden Unternehmen können ihre Ökobilanz verbessern.

ALICIA: Kreislaufwirtschaft-Ökosystem für Produktionsanlagen

Am Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb) der Technischen Universität München (TUM) wird seit 2023 über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren zur Entwicklung eines Kreislaufwirtschaft-Ökosystems geforscht. Das CME (Circular Manufacturing Ecosystem) soll dabei helfen, durch die Verwendung von Second-Produktionsanlagen den Material- und Energiebedarf neuer Produktionslinien zu reduzieren.

Das ALICIA getaufte Projekt (Assembly Lines in Circulation) ist eine Zusammenarbeit von 12 europäischen Partnerorganisationen unter der Leitung des iwb. Die Ausgangslage für die Forschungsarbeit ist dabei folgende:

  • Viele Teile von Produktionsanlagen werden nicht über ihre maximale Lebensdauer genutzt. Roboterarme, Förderbänder und ähnliche Komponenten werden stattdessen frühzeitig ausgetauscht und aus dem Betrieb genommen.
  • Nach Erfahrungen aus der Automobilindustrie liegt der Anteil an Produktionsbetriebsmitteln, die vorzeitig ausgeschieden, verschrottet oder als Ersatzteile verkauft werden, bei 60 bis 70 Prozent.
  • Demgegenüber sollen mit dem Projekt gebrauchte Produktionslinien schneller neu entworfen, bereitgestellt, betrieben, außer Betrieb genommen und wieder in Umlauf gebracht werden können. Als Ziel geben die Verantwortlichen von ALICIA um 40 Prozent schnellere Abläufe an.
  • Ein weiteres Ziel des Projekts besteht darin, den Materialverbrauch für Produktionslinien um bis zu 80 Prozent zu reduzieren und die Quote für die Wiederverwendung von Assets auf bis zu 100 Prozent zu steigern.

 

Mitarbeiter am Steuerpult einer Roboter-Fertigungsstraße

Herausforderungen bei der Kreislaufwirtschaft für Gebrauchtmaschinen

Mehr Ressourcenschonung, mehr Resilienz gegen gestörte internationale Lieferketten, mehr Kreislaufwirtschaft: Die übergreifenden Ziele von ALICIA lassen sich nur erreichen, wenn die Verantwortlichen einige Herausforderungen bewältigen können. Dazu gehören beispielsweise Kompatibilitätsprobleme zwischen unterschiedlichen Generationen von Anlagen und Herstellern. Schwierig ist es außerdem abzuschätzen, welche verbleibende Lebensdauer die gebrauchten Anlagen wirklich noch vorweise können.

Das ALICIA-Projekt verfolgt wegen dieser Herausforderungen mehrere Ansätze:

  • In einem ersten Schritt entwickelt das iwb mit den Projektpartnern eine Ontologie, um die Anforderungen der Fabrikbetreiber zu erfassen.
  • Secondhand- und neue Produktionsressourcen werden auf einer europaweit nutzbaren Onlineplattform verwaltet.
  • Ein KI-gestützter Algorithmus gleicht anschließend die Anforderungen und die verfügbaren Ressourcen ab.
  • Die KI schlägt darüber hinaus Produktionslinien vor und modelliert diese in Form eines Digitalen Zwillings. Auf diese Weise sollen die Planung und die Kaufentscheidung erleichtert werden.
  • Im Rahmen des Projekts wird eine Plug & Produce-Middleware entwickelt, die die Einbindung von Secondhand-Anlagen in die bestehenden Produktionslinien vereinfacht. Bei der Inbetriebnahme und Verwaltung während des Betriebs wird ebenfalls ein Digitaler Zwilling bereitgestellt.

Das Projekt überprüft auch neue Geschäftsmodelle, die auf dem Konzept von Circularity-as-a-Service aufbauen. Der Online-Marktplatz ALICIA sowie die neuen Geschäftsmodelle sollen in die EU-Marktsegmente für Maschinen, Anlagen und Maschinenreparaturdienste integriert werden, die mit einer Wertschöpfung von mehreren hundert Milliarden Euro zu EU-Wirtschaft beitragen.

 

 

Bild 1: Adobe Stock © DedMityay
Bild 2: Adobe Stock © Surasak
Bild 3: Adobe Stock © scharfsinn86
Bild 4: Adobe Stock © Dusko

Sie haben Fragen zu unseren Leistungen?

Falls Sie Unterstützung benötigen oder Fragen zu unseren Leistungen haben, können Sie uns jederzeit telefonisch oder über unser Kontaktformular kontaktieren. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage

Artikel teilen

Kontakt

Falls Sie Unterstützung benötigen oder Fragen zu unseren Leistungen haben, können Sie uns jederzeit telefonisch oder über unser Kontaktformular kontaktieren. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage

Es gilt unsere Datenschutzerklärung
So transportiert
man Maschinen