Neukauf oder Gebrauchtmaschine: Die Vor- und Nachteile im Vergleich

Der Erfolg von Unternehmen wird nicht nur durch erstklassige Produkte, Dienstleistungen und Services geschaffen. Auch der professionelle Umgang mit Investitionen ist ein wichtiger Faktor. Dazu zählt auch die Entscheidung, ob benötigte Maschinen neu oder gebraucht gekauft werden sollten.

Beide Varianten haben jeweils ihre Vor- und Nachteile. Daher gilt es, die einzelnen Kriterien sorgfältig abzuwägen. Für den Entscheidungsprozess spielen zudem die spezifischen Besonderheiten des Betriebs eine Rolle. Dieser Beitrag erörtert die Kriterien von Neu- und Gebrauchtmaschinen.

 

NEU ODER GEBRAUCHT KAUFEN?

Investitionsentscheidungen sind ein wichtiger Teil der strategischen Ausrichtung von Unternehmen und beeinflussen auch die finanzielle Basis des Betriebs nachhaltig. Insbesondere die Anschaffung von hochwertigen Maschinen für Produktionsanlagen oder die Erweiterung des firmeneigenen Fuhrparks sollten genau geplant werden.

Neu oder gebraucht kaufen? Anhand der folgenden Kriterien können Unternehmer aus dem Bereich der Logistik und/oder der Kostenrechnung eine klare Entscheidung treffen.

DIE KOSTEN

Selbstverständlich ist der Neupreis von Maschinen und Fahrzeugen in aller Regel höher als der von Produkten, die durch ein Unternehmen gebraucht gekauft werden. Dennoch lohnt es sich, auch die Preise der Gebrauchten genau unter die Lupe zu nehmen.

Denn gerade der Fahrzeugmarkt bietet attraktive Jahreswagen und Tageszulassungen, die ohne jeden Qualitätsverlust deutlich unter dem Neupreis liegen. Zudem kann es – beispielsweise für ein Start-up – die bessere Option sein, eine Neuanschaffung zu finanzieren, wenn der Gebrauchtkauf in einer Summe bezahlt werden müsste.

Beispiel: Anschaffung einer Maschine als Neu- oder Gebrauchtinvestition

  • Option A: Neukauf zu zehn Raten à 10.500 / Gesamtsumme 105.000 Euro
  • Option B: Gebrauchtkauf zu 80.000 Euro

Natürlich wird für den Neukauf mehr ausgegeben sowie eine Zinsbelastung getragen. Dennoch kann es bei knapper Finanzlage sinnvoller sein, die Neuanschaffung zu tätigen, wenn sie im Gegensatz zur Gebrauchtoption eine Ratenzahlung ermöglicht.

DIE QUALITÄT

Generell schätzen Betriebe Anschaffungen, die hochwertig und haltbar sind. Neuanschaffungen werden oftmals automatisch mit besserer Qualität gleichgesetzt. Das muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein.

Es kann durchaus sein, dass innovative Produkte in ihrer Entwicklung noch nicht so ausgereift sind. Deshalb ist es eine empfehlenswerte Strategie, sich genau über die Qualität und eventuelle Erfahrungen von anderen Nutzern (durch Online-Portale etc. ) zu informieren.

Gute Informationsquellen sind:

  • Expertenforen
  • Blogs
  • Bewertungsportale im Internet
  • Branchentreffs
  • Fachzeitschriften
  • eigene Internetrecherche

Genauso können auch Empfehlungen von Partnern eine wichtige Rolle bei der Auswahl spielen.

DIE LEISTUNG

Bessere Leistungsfähigkeit sind ein konkretes Kaufargument, das häufig durch eine Kaufentscheidung zugunsten einer Neuanschaffung für Maschinen beziehungsweise den Fuhrpark befriedigt werden kann. Denn tatsächlich fokussieren die neuen Produktentwicklungen der einschlägigen Hersteller natürlich unter anderem die bessere Leistung, von denen die Unternehmen profitieren sollen.

Es gibt aber auch Gebrauchtinvestitionen, die beste Leistung bieten, weil es viele Maschinen gibt, die erst nach Monaten oder Jahren beste Effizienz umsetzen. Dies ist im Übrigen auch ein Grund dafür, warum viele Unternehmer beziehungsweise Entscheider solche „eingefahrenen“ Maschinen ungern ersetzen, sondern die Nutzungsdauer durch Austausch von relevanten Teilen lieber noch ausdehnen.

DIE STEUERN

Betriebswirtschaftliche und steuerrechtliche Aspekte sind eng miteinander verzahnt. Deshalb sollten Investitionen auch immer unter steuerrelevanten Aspekten betrachtet werden.

Folgende Vorteile des Neu- beziehungsweise Gebrauchtkaufes sind in diesem Zusammenhang bedeutsam:

Vorteile des Neukaufs von Maschinen und Fahrzeugen:

  • deutliche Erhöhung der Aktiva der Bilanz
  • verbesserte Möglichkeiten der Abschreibung
  • strategische Minderung des Gewinns durch Betriebsausgaben
  • Reduzierung der Steuerlast

Vorteile des Gebrauchtkaufs von Maschinen und Fahrzeugen:

  • meist ein niedrigerer Kaufpreis
  • dadurch weniger Belastung der Verbindlichkeiten des Unternehmens
  • strategische Minderung des Gewinns durch Betriebsausgaben
  • Reduzierung der Steuerlast

Besonders bei bilanzierungspflichtigen Unternehmen sollte die Entscheidung von Investitionen also grundsätzlich vor dem Hintergrund der Darstellung gegenüber Kapitalgebern und anderen Anteilseignern getroffen werden.

In diesem Kontext bieten versierte Steuerberater rund um die steuerliche Gestaltung von geplanten oder bereits getätigten Anschaffungen wertvolle Unterstützung. So werden sowohl steuerliche als auch betriebswirtschaftliche Sachverhalte aus einer Hand berücksichtigt und optimiert.

DIE WAHRSCHEINLICHKEIT VON AUSFÄLLEN

Für Unternehmen ist es das A und O, sich auf Maschinen aus der Produktion oder die Fahrzeuge des Fuhrparks uneingeschränkt verlassen zu können. Denn ein Stillstand von Maschinen und Fahrzeugen führt zu unerfreulichen Folgen:

  • Nichteinhaltung von Fertigungsterminen
  • dadurch Logistikprobleme
  • unzufriedene Kunden B2B / B2C
  • unerfreuliche Umsatzeinbußen
  • ein erhöhter Reparatur- und Wartungsbedarf
  • teilweise hohe Mehrkosten

Viele Unternehmen nehmen diese Nachteile zum Anlass, die Neukäufe von Maschinen zu priorisieren – in der Annahme, dass maschineller Stillstand bei den Neuanschaffungen weniger oft vorkommt. Doch das muss nicht unbedingt der Fall sein.

Natürlich hat die Neuanschaffung den Vorteil, dass bei Problemen die Gewährleistung durch den Hersteller eintritt. Allerdings gibt es oft keinen Grund dafür, dass eine gebrauchte Maschine, ausgenommen durch den natürlichen Verschleiß, zwingend mehr ausfällt. Das gilt gerade für solche Maschinen, die sich im Dauergebrauch bewährt haben.

Es ist in diesem Zusammenhang empfehlenswert, den ursprünglichen Besitzer nach dem Verkaufsgrund zu befragen. Ist der Grund beispielsweise eine Vergrößerung oder Verkleinerung des Betriebs, sind nicht mehr benötigte Maschinen oder Fahrzeuge nicht selten ein qualitativ gutes und recht ausfallsicheres Schnäppchen.

DER STAND DER TECHNIK

Sicher sind es gerade die innovativen Entwicklungen von Herstellern als ein wichtiger Grund, um zur Neuanschaffung zu tendieren. Die Innovationen haben dabei mehrere mögliche Vorteile:

  • bessere Leistung
  • höhere Präzision
  • umweltfreundlichere Technologien
  • Machine Learning / Künstliche Intelligenz
  • optimierte Effizienz

Manchmal sind Neuanschaffungen von Maschinen auch nötig, um bestimmte Zertifizierungen zu erhalten und/oder Kunden zu gewinnen beziehungsweise zu binden.

Dies alles sind Gründe, die den Kauf von neuen Maschinen und Fahrzeugen besonders attraktiv gestalten. Bei der Kaufentscheidung ist besonders darauf zu achten, von welchem dieser Kriterien das jeweilige Unternehmen nachhaltig profitiert.

 

 

DIE LANGLEBIGKEIT

Jede Investition im Bereich von Anlagegütern ist mit einer bestimmten Nutzungsdauer verknüpft. Wenn diese für einen Unternehmer das A und O sein sollte, dürfte er die Kaufentscheidung zugunsten von Neuware fällen. Das gilt insbesondere dann, wenn Maschinen durch Umfang, Gewicht oder Technik unter besonders großem Aufwand installiert werden müssen und ein Austausch kompliziert wäre.

Allerdings lässt sich die Langlebigkeit von Gebrauchtmaschinen optimieren – etwa durch konsequente Einhaltung von Wartungsintervallen oder den rechtzeitigen Austausch von Verschleißteilen. Auch eine ist unter Umständen Generalüberholung kann durchaus sinnvoll.

Es ist ratsam, bei technischen Investitionen zu prüfen, ob eine bestimmte Software für den einwandfreien Betrieb von Maschinen obligatorisch ist. Es gibt nämlich ältere Programme, für die der Support durch den Entwickler eingestellt wird.

 

DIE INTENSITÄT VON WARTUNGEN

Es spielt keine Rolle, ob man sich für den Kauf von neuen oder gebrauchten maschinellen Anlagen oder Fahrzeugen entscheidet: Die regelmäßige Wartung durch den Fachmann ist ein ganz entscheidender Faktor dafür, welche Haltbarkeit die gekauften Waren haben werden.

Dennoch gibt es einige Unterschiede. So kann es beispielsweise sein, dass die Wartung von finanzierten Fahrzeugen ausschließlich in bestimmten Vertragswerkstätten durchgeführt werden darf. Zudem darf kein Wartungstermin versäumt werden. Die Kosten der Checks bei Neuinvestitionen sind daher teilweise um einiges höher. Andererseits kann es auch sein, dass bei älteren gebrauchten Maschinen häufiger kontrolliert wird, damit Verschleißteile rechtzeitig ausgetauscht werden und ein Reparaturbedarf früh erkannt wird.

 

DER WIEDERVERKAUFSWERT

Es gibt rund um den Kauf von Produktionsinventar und Fuhrparkflotte zwei grundsätzliche Möglichkeiten: entweder die jeweilige Anschaffung bis zum Verschleiß zu nutzen oder nur für einen bestimmten Zeitraum.

Bei der zweiten Alternative sollten Unternehmer auch den Wiederverkaufswert ihrer Investition in Betracht ziehen. Dabei bieten diverse Tools sowie Experten wertvolle Unterstützung, dies exakt zu berechnen:

  • Afa-Tabellen
  • Berechnungstool online
  • Schätzungen durch Gutachter
  • Tabellen von Versicherungen

Auch einschlägige Verkaufsinserate und deren Preise können selbstverständlich hilfreich sein, um einen späteren Verkaufspreis ideal zu gestalten.

Das A und O bei späteren geplanten Verkäufen ist es selbstverständlich, Maschinen und Fahrzeuge ausschließlich bestimmungsgemäß zu nutzen, alle Wartungen durchführen zu lassen und dies durch Protokolle als Dokument nachweisen zu können. Je besser dies umgesetzt wird, umso vorteilhafter ist der Wert, wenn man verkauft oder die Ware in Zahlung gibt.

DIE VERSICHERUNG

Auch Beiträge zu den Versicherungen beziehungsweise spezielle Anforderungen von Versicherern sollten einkalkuliert werden. Denn die Prämien von Versicherungen richten sich nach diversen Kriterien: Es kann je nach Investition also durchaus sein, dass ein neues Modell andere Prämien generiert als es das gebraucht tut. Anschaffungskosten beeinflussen die Versicherung ebenfalls.

Bei neuen Fahrzeugen sind zudem veränderte KW-Zahlen, andere Aufbauten und jedes weitere Kriterium zu berücksichtigen, in dem sich der Neuwagen von Gebrauchtwagen unterscheidet – selbst, wenn es sich um Modelle der gleichen Marke handelt. Denn Versicherungen sind ein langfristiger Posten. Das betrifft auch Haftpflicht-Produkte, die sich ebenfalls nach dem Wert bemessen.

 


SPEZIFISCHE BESONDERHEITEN DES BETRIEBS BERÜCKSICHTIGEN

Diese Kriterien – und natürlich gibt es noch einige mehr – sind eine wertvolle Unterstützung rund um die Entscheidung, ob ein Neukauf oder eine Gebrauchtinvestition die bessere Wahl ist. Es ist das A und O, diese Kriterien in Verbindung mit der Spezifik des jeweiligen Betriebs und seinen individuellen Bedürfnissen zu betrachten.

Ein typisches Beispiel dafür sind Start-ups. Sie benötigen in der Regel eine komplette Betriebsausstattung bei möglichst geringer Belastung des Budgets. Das Verhältnis von Kosten und Nutzen muss von den Existenzgründern besonders gründlich unter die Lupe genommen werden. Viele von ihnen werden sich für die Variante entschieden, die entweder den niedrigsten Kaufpreis beziehungsweise die günstige Finanzierung bietet – und zwar unabhängig von der Tatsache, ob ein Fahrzeug oder eine Maschinen neu oder gebraucht ist.

Natürlich gibt es auch die Strategie, durch Neuinvestitionen als Betriebsausgaben den Gewinn und damit die Steuerlast des Unternehmens zu reduzieren. Oder eine Anschaffung zu einem Zeitraum zu tätigen, in dem man dafür eine attraktive Förderung durch den Bund oder die Länder erhalten kann. Eventuelle Rabatte durch etablierte B2B-Beziehungen sind ebenfalls relevant.

Zudem spielen räumliche und personelle Gegebenheiten von Betrieben eine bedeutende Rolle. So muss eine neue Maschine vielleicht in eine bestimmte Halle oder bestehende Geräteinstallation verbaut werden oder durch einen speziellen Profi bedient werden. Wenn eine solche Investition nur als Neukauf oder Gebrauchtkauf zu realisieren ist, sind andere Kriterien natürlich untergeordnet.

FAZIT: INVESTITIONEN ALS EINZELFALLENTSCHEIDUNGEN PROJEKTIEREN

Der Überblick zum Thema Neu- oder Gebrauchtmaschinenkauf zeigt eines ganz deutlich: Die pauschale Strategie, die für jedes Unternehmen optimal passt, gibt es nicht.

Solche Investitionen sollten von den Unternehmen grundsätzlich als Einzelfallentscheidungen projektiert werden. Idealerweise werden diese durch ein betriebliches Kompetenzteam in der Zusammenschau erarbeitet.

Einem solchen Team können beispielsweise Inhaber, Einkäufer, Produktions- oder Logistikleiter und ein Experte aus dem Bereich Kostenrechnung und Steuer angehören. So werden die Investitionen auf eine fundierte Basis gestellt und das Unternehmen profitiert umfassend von dem Kauf – ob neu oder gebraucht.

 

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