Logistikbranche: Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze

Das richtige Produkt in der richtigen Menge und Qualität zur richtigen Zeit zu den richtigen Kosten an den richtigen Ort zu bringen – das ist die Aufgabe der Logistikbranche. Als wäre das nicht schon Herausforderung genug, wird die Umsetzung zusätzlich durch immer höhere Anforderungen erschwert. Diese ergeben sich durch neue Technologien sowie durch politische und gesellschaftliche Veränderungen.

Um die steigenden Ansprüche der Kunden erfüllen und gleichzeitig höchstmöglichen Standards im Bereich Nachhaltigkeit einhalten zu können, bedarf es zum Teil völlig neuer Lösungsansätze.

 

DIE ANFÄNGE DER LOGISTIKBRANCHE

Logistische Herausforderungen gab es schon vor tausenden von Jahren. Das Ergebnis der größten bekannten lassen sich heute noch besichtigen: die Cheopspyramide unweit der ägyptischen Millionenstadt Gizeh.

Vor mehr als 4.500 Jahren errichteten tausende Arbeiter den monumentalen Grabbau und schufen damit das einzige noch existierende der sieben antiken Weltwunder. Wie die Ägypter dieses logistische Meisterwerk zustande brachten, kann die Wissenschaft bis heute nicht zweifelsfrei klären.

In den darauffolgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden spielte die Logistik vor allem im militärischen Sektor eine wichtige Rolle. Um Kriege gewinnen zu können, war es ausschlaggebend, die Heere mit Lebensmitteln, Waffen und frischen Kämpfern zu versorgen. Die richtige Nachschubstrategie entschied über Sieg oder Niederlage, Leben und Tod.

Hin und wieder konnte auch die Bevölkerung von kriegslogistischen Entwicklungen profitieren. Beispielsweise verhalf eine neue Generation von Kriegsschiffen, die den Athenern nach dem plötzlichen Tod Alexanders des Großen dabei helfen sollte, die die gesamte griechische Welt an sich zu reißen, dem maritimen Handel zur Hochkonjunktur.

 

Mittelalter bis Moderne

Einen ersten großen Aufschwung in Zentraleuropa nahm die Logistik im Mittelalter. Die Königreiche wuchsen enger zusammen und der Adel besaß so viel Geld, dass er Prachtbauten wie Paläste und Kathedralen in Auftrag geben konnte. Nicht selten wurden rare und sündhaft teure Baustoffe verwendet, die erst über lange Transportwege herangeschafft werden mussten.

Durch das explosionsartig wachsende Handelswesen kamen zahlreiche findige Geschäftsleute zu einem guten Einkommen. In den deutschen Hansestädten bildete sich gegen Mitte des 12. Jahrhunderts sogar eine kleine vermögende Bevölkerungsschicht heraus: die sogenannten Hanseaten. Diese gründeten mit der „Deutschen Hanse“ ein internationales Handelsnetzwerk, dessen Einflussgebiet von Flandern bis zur Ostseite des Finnischen Meerbusens reichte.

Ein nächster großer Etappensprung in der Geschichte der Logistikbranche war die Gründung eines einheitlichen Postbetriebs für ganz Europa etwa um 1500. Noch bessere Möglichkeiten für den Warentransport ergaben sich mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem Bau der Eisenbahn. Weitere neue Modalitäten entstanden mit dem Lastkraftwagen und dem Flugzeug. Der Startschuss für die globale Logistik fiel schließlich 1956 mit der Erfindung des Seecontainers.

 

DIE GRÖSSTEN VERÄNDERUNGEN DER LETZTEN JAHRE

Die Veränderungen in der Logistikbranche erstrecken sich über unterschiedlichste Bereiche. Neue Technologien gehören ebenso zu den Auslösern des Wandels wie politische und gesellschaftliche Ursachen.

 

Globalisierung

Mit der Aufhebung der Trennung von Ost und West in den 1990er Jahren beschleunigte sich der Prozess der Globalisierung. Der freie Transfer von Waren, Dienstleistungen, Menschen und Kapital stärkt den Welthandel und eröffnete damit neue Entwicklungsperspektiven für die Wirtschaft.

Gleichzeitig stieg aber auch der Preisdruck in der Logistikbranche. Die Zeiten, in denen erfolgreiche Transport- und Umschlagunternehmen hohe Gewinnmargen erzielten, sind vorbei. Dennoch bewirkt die Globalisierung aber auch eine deutlich steigende Nachfrage nach Logistikdienstleistungen.

 

Digitalisierung und künstliche Intelligenz

Die Digitalisierung beeinflusst die Logistikbranche in vielfältiger Hinsicht positiv, weshalb sich immer mehr Unternehmen die Vorteile von Big Data und künstlicher Intelligenz zunutze machen. In den vergangenen Jahren wurden verstärkt Plattformen etabliert, die Logistikunternehmen, Carrier und Terminalbetreiber intelligent miteinander verknüpfen und dadurch für mehr Effizienz und Transparenz sorgen.

Über Barcodes wird der Warentransport mittlerweile fortlaufend überwacht. Zudem ist es möglich, in Echtzeit zu verfolgen, wie schnell die Ladegüter auf der Straße und anderen Verkehrswegen vorankommen und ob sie die Verladestation rechtzeitig erreichen.

 

Fortschreitende Automatisierung

In den letzten Jahren wurden viele Abläufe in der Logistik automatisiert. Der Einsatz intelligenter Maschinen in Lagerhäusern und Distributionszentren beschleunigt die Prozesse und entlastet die menschlichen Arbeitskräfte. Zudem laufen seit Längerem vielversprechende Tests mit autonom fahrenden LKW.

Dank Machine Learning und künstliche Intelligenz können Roboter mittlerweile bestimmte Aufgaben eigenständig erlernen und kleinere Teile im Lager schon ohne menschliche Unterstützung kommissionieren.

 

Corona-Pandemie

Infolge der Corona-Pandemie sah sich die Logistikbranche im Jahr 2020 plötzlich völlig neuen Herausforderungen gegenüber. Die etablierten Lieferketten und Warenströme ließen sich teilweise nicht mehr aufrechterhalten, etwa weil in China die Produktion heruntergefahren oder ganze Werke geschlossen wurden.

Viele Branchen hatten Probleme, ihre Zulieferteile und Waren auf die gewohnte Weise zu beziehen. Insbesondere die auf Just-in-Time-Lieferungen angewiesene Autoindustrie mussten aufgrund gerissener Lieferketten ihre Produktion zurückfahren. Hinzu kam, dass in den meisten europäischen Ländern Grenzkontrollen zu Staus und Verzögerungen führten.

Gleichzeitig gingen viele Konsumenten verstärkt auf den Online-Handel über. Die veränderten Supply Chains und das veränderte Nachfrageverhalten bewirkten eine Verschiebung der Verkehrsträger und weiterer logistischer Leistungen, die Logistikdienstleistern ein Höchstmaß an Flexibilität abverlangte.

 

Ukraine-Krieg

Kaum war Corona etwas aus den Schlagzeilen gerückt, ging es mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine weiter. Wegen der sanktionsbedingten Abkopplung Russlands von bestehenden Logistiknetzen und des Rückzugs von Logistikunternehmen aus dem Land war die Logistikbranche gezwungen, zahlreiche Lieferketten und Transportwege umzulenken und neu auszurichten.

Das betrifft sowohl den Schienen- und den Luftverkehr als auch den Seeverkehr. Der Gütertransport per LKW ist von den Sanktionen zwar weniger betroffen, leidet aber enorm unter den hohen Dieselpreisen.

 

Neue Berufsbilder

Die Logistikbranche ist ein abwechslungsreicher Wachstumsmarkt. Sie bietet vielfältige Arbeitsfelder und Karriereperspektiven, die inzwischen weit über den Beruf des Fahrers, des Disponenten, des Lageristen und des Verladers hinausgehen.

Exportleiter Seefracht und Key-Account-Manager Luftfracht werden heute ebenso gesucht wie Supply-Chain-Manager und Prozessverantwortliche für Warehousing Fashion. Angesichts der zunehmenden Digitalisierung steigt außerdem der Bedarf an IT-Spezialisten.

 

WIE SIEHT DIE ZUKUNFT DER LOGISTIKBRANCHE AUS?

Die Zukunft der Logistik lässt sich kurz mit drei Worten beschreiben:

  • effizienter,
  • autonomer und
  • grüner.

Auf lange Sicht werden sich Fahrzeuge und Maschinen auf Betriebsgeländen, auf Güterbahnhöfen, in Postverteilzentren, auf Flug- und Containerhäfen selbst be- und entladen und die Zulieferung übernehmen.

Selbstlernende Algorithmen sagen im Zusammenspiel mit Sensoren voraus, wann welches Verschleißteil ausgewechselt werden muss, und sorgen rechtzeitig für Ersatz. Der Mensch übernimmt in diesem Szenario nur noch die Planung und Überwachung der Prozesse.

Für die Beschäftigten der Logistikbranche ergibt sich hieraus eine Umgewöhnung in vielen Bereichen. Die Arbeitsplätze der Zukunft werden sich deutlich von den heutigen unterscheiden. Jobs für Ungelernte verschwinden zunehmend, während der Anteil an Akademikern schon im nächsten Jahrzehnt um 50 bis 60 Prozent anwachsen könnte.

In Anbetracht dessen, dass sich Regierungen und Städte zur Senkung ihrer Kohlendioxid-Emissionen und Abfälle verpflichten, wird Nachhaltigkeit ein Muss für alle Unternehmen der Logistikbranche. Schon heute existieren mehr als 90 nationale Verbote für Einweg-Kunststoffartikel. Zudem führen sperrige Verpackungen zu durchschnittlich 40 Prozent Leerraum in Paketen. Hier ist es wichtig, umzudenken.

Nachhaltige Lösungen, die Optimierung von Prozessen und Materialien, intelligente Einrichtungen und neue Antriebstechniken bieten ein erhebliches Potenzial, um das Versorgungs- und Nachschubwesen umweltfreundlicher zu gestalten. Außerdem werden Containerlösungen bei der Entwicklung umweltschonender Logistik-Konzepte für die Zustellung in Städten mit hoher Verkehrsbelastung eine wichtige Rolle spielen.

 

WELCHE LÖSUNGSVORSCHLÄGE GIBT ES FÜR DIE ZURZEIT GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN?

Um anpassungsfähige, agile Logistiksysteme schaffen zu können, ist es von zentraler Bedeutung, die Herausforderungen und Risiken genau zu kennen. Zu den wichtigsten gehören:

 

Fahrermangel

Im Spätsommer 2021 sorgte ein Mangel an LKW-Fahrern in Großbritannien für leere Supermarktregale. Auch wenn Deutschland bisher von solchen Folgen verschont bliebt, fehlen aktuell bis zu 80.000 Fahrer. Jährlich gehen 30.000 LKW-Fahrer in Rente, während die Nachwuchszahlen bei nur 13.000 bis 17.000 pro Jahr liegen.

 

Steigende Treibstoff- und Energiepreise

Die Auftraggeber von Logistikunternehmen legen vor allem auf zwei Dinge größten Wert:

  • auf einen sicheren und zuverlässigen Transport sowie
  • auf gute, stabile Preise.

Um nicht die Zufriedenheit ihrer Kunden zu riskieren, können die Logistiker steigende Treibstoff- und Energiepreise oft nicht ein zu eins weiterreichen. Das mindert die eigene Gewinnmarge.

 

Staatliche Restriktionen

Lenk- und Ruhezeiten, Arbeitszeitregelungen, Umweltschutzvorschriften – bei der Tourenplanung sind zahlreiche gesetzliche Vorschriften zu berücksichtigen. Unvorhersehbare Entwicklungen wie der Brexit oder die Corona-Pandemie haben gezeigt, dass sich die Regeln rasant ändern können. Logistikunternehmen, die sich nicht schnell genug anpassen können, verlieren im Wettbewerb rasch an Boden.

 

Steigender Bedarf an nachhaltigen Logistikprozessen

Die Themen Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit rücken in der Logistikbranche immer mehr in den Vordergrund. Sowohl Unternehmen als auch Endverbraucher interessieren sich zunehmend für ressourcenschonende Produkte und Transportlösungen.

Das Problem dabei: Logistik ist von Haus aus wenig ökologisch. Rund 20 Prozent der in der EU ausgestoßenen Kohlendioxidabgase lassen sich auf das Versorgungs- und Nachschubwesen zurückführen.

 

Lösungsansätze

Ob steigende Energie- und Lieferpreise, Fahrermangel, staatliche Reglementierungen oder Nachhaltigkeit – die Lösung heißt Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung:

  • Durch eine automatische, optimierte Verteilung von Aufträgen auf die verfügbaren Fahrzeuge werden diese besser ausgelastet. Teure Leerfahrten lassen sich somit vermeiden, zudem wird dank optimierter Routen keinen Kilometer zu viel gefahren. Das spart Kraftstoff und senkt den Kohlendioxid-Ausstoß.
  • Optimierungssoftware hilft, die Effektivität vorhandener Unternehmensfuhrparks und der dazugehörigen Fahrer zu maximieren. Softwarelösungen unterstützen Planer und Disponenten dabei, die verfügbaren Ressourcen voll auszuschöpfen.
  • Eine realistische und umsetzbare Tourenplanung reduziert Stress und Überstunden für die Fahrer. Das erhöht deren Zufriedenheit, senkt die Zahl der Ausfalltage und fördert die langfristige Bindung an das Unternehmen.
  • Automatisierte Lösungen ermöglichen es Planern, neue Restriktionen sofort mit einzubeziehen und Tourenpläne zu erstellen, die sowohl den gesetzlichen als auch den umwelttechnischen Anforderungen genügen.
  • Optimierte Tourenpläne spielen auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Logistikprozessen eine wichtige Rolle. Einer Schätzung der international Energy Agency lassen sich durch Tourenoptimierung Energieeinsparungen von 1 Prozent (Überlandfahrten) und 5 bis 10 Prozent (innerstädtisch) erzielen. Das senkt die Treibstoffkosten, wodurch sich wiederum der Gewinn erhöht.

 

FAZIT

Gemessen an der Zahl der Beschäftigten ist die Logistikbranche heute der drittgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland. Mittlerweile gibt es kaum noch einen Lebensbereich, in dem das Versorgungs- und Nachschubwesen keine Rolle spielt. Gegenwärtige und zu erwartende Veränderungen stellen diesen Wirtschaftszweig jedoch immer wieder vor große Herausforderungen, die nach neuen Ansätzen verlangen.

Gesellschaftliche Entwicklungen wie der demographische Wandel, Änderungen in den Kundenerwartungen und im Kundenverhalten sowie immer anspruchsvollere Verbraucheranforderungen wirken ebenso auf die Logistikbranche ein wie politische Regulierungen, internationale Herausforderungen und technische Disruptionen.

Unternehmen, die hierauf nicht schnell genug reagieren, werden über kurz oder lang gegenüber ihren Mitbewerbern ins Hintertreffen geraten. Es existieren jedoch bereits Lösungen, die genau das verhindern sollen.

Obwohl einige dieser Ansätze noch wie Zukunftsmusik klingen: Erste Schritte sind gemacht. Die digitale Transformation sorgt heute schon für mehr Transparenz in den Zuliefer- und Versandketten und gewährleistet damit ein besseres Supply-Chain-Management. Zudem werden Robotik und autonomes Fahren in Zukunft dabei helfen, Logistikprozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten.

Unverzichtbar ist es allerdings, angesichts technologisch immer anspruchsvollerer Abläufe auch das Personal zukunftssicher zu machen. Selbst die fortschrittlichste Logistik 4.0 kann ohne den Menschen nicht funktionieren.

 

 

Bild 1: stock.adobe.com © Wellnhofer Designs

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