DAS ABC DER LOGISTIK-FACHBEGRIFFE – TEIL 2: VON KABOTAGE BIS WECHSELBRÜCKE

In Teil 2 führen wir unser Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen aus der Welt der internationalen Logistik- und Transportbranche fort. Mit dieser Übersicht lösen wir auf, was sich hinter international gängigen Abkürzungen steckt und was mit den zahlreichen technischen Begriffen gemeint ist.

KABOTAGE

Unter dem Begriff „Kabotage“ werden zwei Bedeutungen zusammengefasst:

  • Zum einen bezeichnet Kabotage die Transportdienstleistungen, die ein ausländisches Transportunternehmen in einem anderen Land erbringt.
  • Zum anderen wird der Begriff häufig für das Recht ausländischer Unternehmen genutzt, solche Dienstleistungen zu erbringen.

Sprachlich liegt der Wortursprung im Französischen und leitet sich von „caboter“ ab. Das bedeutet so viel wie „von Hafen zu Hafen fahren“. Denn der Begriff stammt aus der Küstenschifffahrt und meint in diesem Zusammenhang das Fahren von Kap zu Kap entlang der Küste. Gemeint ist heute der Transport zwischen zwei Orten im selben Land, die von einem Transportunternehmen durchgeführt werden, das in einem anderen Land registriert ist.

Durch die Kabotagefreiheit ist es möglich, Transporte wirtschaftlicher und umweltschonender abzuwickeln. Denn sobald ein Transportmittel seine Ladung abgeliefert hat, kann es wieder für einen Rücktransport beladen werden – und muss somit nicht leer zu seinem Ausgangspunkt zurückkehren. In beiden Fällen – sowohl beim Hin- als auch beim Rücktransport – beginnt und endet der Transport dabei jedoch nicht im Heimatland des Transportunternehmens.

Innerhalb der EU besteht eine formale Unterscheidung zwischen kleiner und großer Kabotage:

  • Als kleine Kabotage wird der Transport durch ein ausländisches Unternehmen innerhalb eines EU-Mitgliedstaates bezeichnet.
  • Eine große Kabotage umschreibt den Transport eines Drittstaat-Unternehmens zwischen zwei EU-Staaten.

Kabotageverbote, mit denen die inländische Logistikbranche gegenüber dem ausländischen Wettbewerb geschützt werden sollen, sind innerhalb der EU inzwischen stark gelockert worden. Dennoch gelten insbesondere im Landverkehr weiterhin Begrenzungen für Kabotagen: Nach einem grenzüberschreitenden Transport nach Deutschland und dem Entladen der Fracht, sind innerhalb einer Frist von sieben Tagen bis zu drei Kabotagefahrten erlaubt. Wird diese Frist überschritten oder mehr Fahrten durchgeführt, drohen Bußgelder.

LTL

Die Abkürzung LTL steht für „Less Than Truck Load“, also für eine Lkw-Teilladung. Das heißt, dass im Gegensatz zur FTL („Full Truck Load“ – Komplettladung) nur ein Teil der Ladefläche eines Lkw ausgelastet ist.

Für Händler sind Teilladungen interessant, weil sie das Verschicken ihrer Güter dadurch flexibler gestalten können. LTL hilft ihnen außerdem dabei, die Lagerflächennutzung zu optimieren. Aus der Perspektive der Logistikunternehmen bedeutet der Transport von Teilladungen jedoch einige Herausforderungen:

  • Buchung und Planung von (mehreren) Teilladungen sind mit größerem Aufwand verbunden – sowohl zeitlich als auch finanziell.

Es gilt, verschiedene Belader, Adressaten, Zeitfenster für das Be- und Entladen optimal zu koordinieren, um Zeitverluste zu vermeiden. Dazu gehört beispielsweise, die verschiedenen Aufträge möglichst auf eine Wegstrecke zu legen.

  • Im Vergleich zu FTL-Transporten müssen die Logistiker mehr Zeit einkalkulieren: für zusätzliche Ladevorgänge etwa oder für mehr Wegstrecken. Die Lkw sind dadurch oft länger unterwegs und nicht verfügbar, als dies bei einer Komplettbeladung der Fall wäre.

 

MAUT

Bei der Maut handelt es sich um eine Gebühr für die Nutzung von Straßen, Tunneln oder Brücken. Sie kann nach verschiedenen Modellen erhoben werden:

  • Eine zugangsbezogene Maut berechtigt zur Nutzung bestimmter Straßen oder Gebiete. Sie ist in der Regel zeitlich beschränkt und berücksichtigt die tatsächliche Nutzung der Wege nicht.
  • Die nutzungsabhängige Maut hingegen richtet sich in ihrer Höhe nach der tatsächlichen Nutzung.
  • Weitere Alternativen sind die Mauterhebung nach zurückgelegter Strecke oder nach der Aufenthaltszeit im mautpflichtigen Gebiet.

Abhängig davon, wer für die Bereitstellung der Infrastruktur verantwortlich ist, werden Mautsysteme entweder von staatlicher oder von privatwirtschaftlicher Hand betrieben.

In Deutschland wurde 2005 eine Autobahnmaut für Lkw eingeführt und seither kontinuierlich in ihrem Geltungsbereich angepasst. Zu den Veränderungen zählen unter anderem die Absenkung der Mautpflichtgrenze auf 7,5 t zulässiges Gesamtgewicht des Fahrzeugs (2012) oder die Ausweitung der Mautpflicht auf sämtliche Bundesstraßen (2018).

Die Bemessungsgrundlage der deutschen Lkw-Maut setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen: Neben der zurückgelegten Strecke (Infrastrukturkosten) wird ein zusätzlicher Mautsatz pro Kilometer für die Luftverunreinigung sowie ein Aufschlag pro Kilometer für Lärmbelästigung erhoben.

Während es beim Mautsatz für die verursachte Luftverschmutzung auf die Schadstoffklasse des Lkw ankommt, wird beim Anteil für die Infrastrukturkosten nach Anzahl der Achsen unterschieden. Die Erhebung erfolgt automatisch per Satellitenübertragung mit Hilfe einer Onboard Unit im Fahrzeug. Diese gibt die Fahrtdaten des Lkw verschlüsselt und zeitversetzt an das Toll-Collect-Rechenzentrum weiter.

NACHLAUF

Als Nachlauf wird der letzte Teil der mehrstufigen Transportkette bezeichnet:

  • Der erste Teil ist der Vorlauf, bei dem die zu transportierenden Güter vom Versender zum Haupttransportmittel verbracht werden.
  • Am Ende des Hauptlaufs übernimmt ein Spediteur die Güter und deren Transport zum Bestimmungsort beim Endempfänger.

In vielen Fällen kommen für den Nachlauf Lkw zum Einsatz. Es ist zwar auch möglich, die Endlieferung per Zug oder Schiff durchzuführen. Die Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Empfänger an das jeweilige Infrastrukturnetz angebunden sind. Das heißt, sie müssten über einen eigenen Bahnhof oder Hafen verfügen.

Die einfachste Form des Nachlaufs ist die Abwicklung einer Komplettladung. Auf der letzten Meile geht es jedoch meist um Sammelguttransporte. Dabei werden die Waren nacheinander an ihre Empfänger ausgeliefert. Genaue Tourenplanung und Laderaumoptimierung sind hierbei entscheidende Faktoren, um den Nachlauf effizient durchführen zu können – vor allem für den E-Commerce sind die Anforderungen in dieser Hinsicht sehr hoch.

Unter Umständen sind kurzfristige Anpassungen des Nachlaufs erforderlich, etwa wenn es auf Seiten der Empfänger oder schon im Hauptlauf zu Verzögerungen kommt.

OUTSOURCING

Outsourcing ist eine gängige Methode, bei der Aufgaben, Prozesse bis hin zu ganzen Unternehmensbereichen an externe Dienstleister ausgelagert werden. Das betrifft häufig Aufgaben, die nicht zur Kernkompetenz des Unternehmens zählen. Unter solchen Voraussetzungen ist es meist effizienter und kostengünstiger, auf spezialisierte Dienstleister zurückzugreifen.

Im Bereich der Logistik ist es üblich, Aufgaben von der Lagerung bis zum Transport an Logistikunternehmen und Speditionen zu übergeben. Durch die Spezialisierung der Dienstleister – etwa bei komplexen Maschinentransporten – gewinnen die outsourcenden Unternehmen auf verschiedenen Ebenen:

  • Spezielles Know-how und die dazugehörige technische Ausstattung (zum Beispiel Spezial-Flurförderfahrzeuge für den Transport von ganzen Maschinen) sorgen dafür, dass die Dienstleister die anfallenden Aufgaben zuverlässiger durchführen können.
  • Gleichzeitig erfolgt die Abwicklung dadurch auch effizienter – was wiederum Kostensenkungen bewirken kann.
  • Daneben ist es für viele Unternehmen günstiger, Personal, Fähigkeiten und Ausrüstung von Dienstleistern in Anspruch zu nehmen, als diese Ressourcen erst selbst intern schaffen zu müssen.

PALETTE

Paletten werden für die Lagerung oder den gebündelten Transport von schweren, stapelbaren Gütern genutzt. Ihre einfache Konstruktion erlaubt es, sie problemlos mit Hubwagen oder anderen Flurförderfahrzeugen zu heben, aufzunehmen und zu bewegen – nicht zuletzt deswegen, weil Paletten von vier Seiten aufgenommen werden können.

Industriepaletten verfügen über die Maße von 1.200 x 1.000 mm, Europaletten sind mit 1.200 x 800 mm etwas kleiner. Die Vielseitigkeit von Paletten ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sie in verschiedenen Varianten erhältlich sind:

  • Einweg oder Mehrweg: Während manche Paletten nur für den einmaligen Gebrauch gedacht sind und danach entsorgt werden müssen, gibt es alternativ Mehrweg-Paletten. Diese sind robuster und können bei Bedarf repariert werden.
  • Materialvielfalt: Die klassischen Europaletten werden meist aus Weichhölzern angefertigt, weshalb sie eine spezielle Behandlung und Kennzeichnung benötigen. In der Hygiene- und Lebensmittelbranche kommen oft Kunststoffpaletten zum Einsatz, da sie witterungsbeständig sind und sich vor allem besser reinigen lassen. Eine kostengünstige Alternative für leichte Güter sind Paletten aus Wellpappe. Hier müssen jedoch Abstrich im Hinblick auf die Witterungsbeständigkeit gemacht werden.

 

ROLLKARTE

Für die Rollkarte gibt es verschiedene weitere Bezeichnungen wie Bordero oder Frachtkarte. Gemeint ist mit all diesen Begriffen ein Warenbegleitdokument für den Transport von Sammelgut.

Die Rollkarte enthält alle wichtigen Informationen bezüglich der Ladung: von Daten zur gesamten Ladung (zum Beispiel Gesamtgewicht, Gesamtanzahl der Paletten) bis zu detaillierten Angaben zu den Einzelsendungen. Das heißt, Absender, Empfänger, Warenbezeichnung und Spezifikationen zur Behandlung der Einzelsendungen während des Transports sind ebenfalls auf der Rollkarte vermerkt.

Damit dient die Rollkarte als Beweisurkunde für die Sendungen des Sammelguttransports. Aus diesem Grund muss der Empfänger auf ihr auch den vollständigen und einwandfreien Zustand seiner Lieferung quittieren. Falls Schäden oder Fehlmengen vorliegen, müssen diese vor dem Gegenzeichnen überprüft werden.

SCHWERGUT

Bei Schwerguttransporten weicht das Frachtgut hinsichtlich seiner Abmessungen und/oder seines Gewichts von den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung ab. Weil sie dadurch eine übermäßige Straßennutzung verursachen – etwa durch die Belastung und Abnutzung von Straßenbelägen oder die Beeinträchtigung des Verkehrs – sind sie nur mit Ausnahmegenehmigungen möglich.

Gegebenenfalls ist zusätzlich der Einsatz von Begleitfahrzeugen oder die Aufsicht durch die Polizei notwendig. Zudem gelten für Großraum- und Schwertransporte zeitliche Beschränkungen, um die Beeinträchtigung des Verkehrs zu minimieren:

  • Großraumtransporte etwa dürfen nicht während der Ferienzeiten durchgeführt werden, sie sind außerdem in der Regel nur nachts zugelassen.
  • Für Schwertransporte gilt, dass sie auch wochentags zwischen 9 und 15 Uhr stattfinden dürfen.

Die erforderlichen Genehmigungen können über das VEMAGS-System (Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte) bei den zuständigen Behörden (Ordnungsämter, Landratsämter etc.) beantragt werden. Das System ist allerdings noch nicht verpflichtend, daher sind nicht alle Ämter daran angebunden. Bei Transporten über Bundeslandgrenzen hinweg müssen die Behörden aller Länder kontaktiert werden, durch die der Transport führt.

Unterschieden werden vier Varianten des Schwertransports:

  • Großraumtransporte umfassen Fracht mit besonders großen Abmessungen (Silos, Tanks etc.)
  • Bei Schwertransporten ist das Gewicht der Fracht außergewöhnlich (etwa von Betonträgern, Maschinen etc.).
  • Großraum- und Schwertransporte wickeln Fracht mit ausladendender Größe und großem Gewicht ab (zum Beispiel Turbinen, Transformatoren etc.).
  • Mit Langtransporten werden Güter mit besonderer Länge bewegt, wie die Flügel von Windrädern.

 

TRAGFÄHIGKEIT

Die Tragfähigkeit gibt die maximal zulässige Belastung eines Hebezeuges, Krans oder Lastaufnahmemittels bei bestimmungsmäßiger Verwendung an (also unter Berücksichtigung der Art und Beschaffenheit der Last, der Umgebungsbedingungen etc.). Die Angaben zur Tragfähigkeit stammen vom Hersteller und lassen dynamische Kräfte wie die Beschleunigung außer Acht.

Synonym wird auch die Bezeichnung Traglast verwendet, bisweilen lässt sich auch die Abkürzung WLL für „Working Load Limit“ finden.

UMSCHLAG

Mit Umschlag ist der Wechsel des Frachtguts zwischen zwei Transportmitteln gemeint. Wenn beispielsweise ein Container von der Bahn auf einen Lkw verladen, spricht man also von Umschlag. Zusammen mit der Lagerung und dem Transport ist er einer der drei Hauptprozesse der Logistik.

Umschläge werden manuell, maschinell oder automatisiert abgewickelt, je nach eingesetzten Umschlagegeräten. Für Container kommen meist automatisierte Portalkräne zum Einsatz, während Paletten eher manuell mit Gabelstaplern oder Gabelhubwagen umgeschlagen werden.

VALUE ADDED SERVICES

Unter Value Added Services (VAS) werden in der Logistik Dienstleistungen verstanden, die über die üblichen Aufgaben wie Transport oder Lagerung hinausgehen. Für Kunden von Logistikdienstleistern und Speditionen bedeutet das einen echten Mehrwert, weil die Transportunternehmen ihnen mit VAS umfangreiche Logistiklösungen entlang der gesamten Transportkette anbieten können.

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Value Added Services unterscheiden: produktorientierte und prozessorientierte Dienstleistungen. Zu den möglichen produktorientierten VAS gehören

  • Montage- und/oder Demontagearbeiten,
  • Reparaturen,
  • Verpacken und Umpacken,
  • Produktveredelungen sowie
  • Qualitätskontrolle.

Im prozessorientierten Segment können als VAS Aufgaben übernommen werden wie

  • Kommissionierung,
  • Konfektionierung,
  • Etikettierung,
  • Retourenmanagement,
  • Zollabwicklung oder
  • Regalservice

WECHSELBRÜCKE

Mit den Bezeichnungen Wechselbrücke, Wechselbehälter, Wechselpritsche oder Wechselkoffer ist ein austauschbarer Ladungsträger gemeint, ähnlich einem Container. Vor allem im intermodalen Straßen- und Schienenverkehr kommen Wechselbrücken zum Einsatz, weil sie sich schnell und sicher von der Straße auf die Schiene umladen lassen.

Ein wesentlicher Vorteil dieser speziellen Ladungsträger besteht darin, sie sowohl mit einem anderen Trägerfahrzeug unterfahren als auch mit einem Kran (hierzu ist die Ausstattung mit speziellen Greifkanten erforderlich) umschlagen zu können. Hinzu kommt, dass die Wechselbrücken dank unterschiedlicher Aufbauvarianten vielseitig nutzbar sind. Sie sind als Kofferaufbau, mit Plane, Rolltor oder Flügeltüren verfügbar. Da sie auf Stützen abgestellt werden können, benötigen Wechselbrücken außerdem keinen Lkw für einen sicheren Stand.

Bei Wechselbrücken wird zwischen verschiedenen Behälterklassen differenziert:

  • C-Behälter sind die klassische Variante mit Stützbeinen, sie sind üblicherweise nicht stapelbar.
  • A-Behälter sind für den Transport auf Sattelfahrgestellen vorgesehen und verfügen über keine Stützbeine. Sie bieten mit einer Länge von bis zu 13,6 m jedoch mehr Lademeter.

Anders als ISO-Container sind Wechselbrücken auf die Maße von Europaletten genormt.

Bldnachweise:

Bild 1: Adobe Stock © m.mphoto

Bild 2: Adobe Stock © ehrenberg-bilder

Bild 3: Adobe Stock © a_medvedkov

Bild 4: Adobe Stock © th-photo

Bild 5: Adobe Stock © ShDrohnenFly

Bild 6: Adobe Stock © industrieblick

 

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